Es kommt einem so selbstverständlich vor... ein Wurf von den eigenen Schweinchen. Ist doch nicht schlimm! Ist ja nur ein Wurf, die Babies behalten wir schon alle...
Warum sollte man es vermeiden, einen Wurf zu produzieren?
Es gibt so viele Gründe, warum man seinen Tieren einen solchen Stress nicht zumuten sollte. Auf dieser Seite, lege ich dir jene Gründe nahe. Wenn du dir Fotos nicht ansehen kannst, mit toten
Babies oder anderen traurigen Begebenheiten, dann lies dir nur den Text durch bis zur markierten Stelle!
Meerschweinchenbabies sind ja so unglaublich niedlich. Sie kommen mit einem Geburtsgewicht von ca 70-120gr zur Welt, noch nicht mal eine Hand voll.
Sie werden komplett befellt und mit offenen Augen geboren. Nach der Geburt säubert das Muttertier die Jungtiere und animiert sie zum Bewegen. Meerschweinchen sind Nestflüchter, sie müssen nach der Geburt so schnell wie möglich aktiv in der Bewegung werden. In der freien Natur ist das ihr einziger Schutz.
Innerhalb 4 Wochen wachsen die Jungtiere auf ein Gewicht von 200-300 gr an, in diesem Zeitraum werden sie langsam vom Muttertier entwöhnt. Junge Böckchen werden mit 250-300gr von der Mutter und
den Schwestern getrennt, da sie sobald die Hoden abgestiegen sind auch zeugungsfähig sind. Junge Sauen verbleiben bis zu 300-350gr bei der Mutter, sollten aber generell von Anfang an in einer
Gruppe aufwachsen um das Sozialverhalten zu erlernen. Junge Böckchen können dann entweder frühkastriert zurück in die Gruppe (der Eingriff findet vor der Geschlechtsreife statt) oder aber wachsen
in einer Kastraten/Jungsgruppe auf um weiteres Sozialverhalten zu erlernen.
So weit die allgemeinen Informationen zu Meerschweinchenbabies.
Das hört sich einfach an und schön dazu. Ist doch niedlich kleine Meerschweinchen aufwachsen zu sehen, sie an sich zu gewöhnen, sie piepsen und muigen zu hören... Keine Frage eines der schönsten Erlebnisse.
Was aber passiert, wenn die Geburt oder während der Trächtigkeitsphase etwas schief geht? Was wenn das Muttertier verstirbt nach der Geburt wegen einer Schwangerschaftsvergiftung? Oder was passiert wenn in dem Wurf nur männliche Tiere geboren werden?
Das sind Fragen, die man sich vorher nicht gestellt hat.
Was ist eine Schwangerschaftstoxikose kurz Toxikose?
Das Wort Vergiftung in dem Wort sagte es bereits. Die Muttertiere erleiden eine oftmals tödlich verlaufende Vergiftung. Es ist eine Entgleisung des Stoffwechsels in der späten Trächtigskeitsphase
oder frühen Laktationsphase. Je eher erkannt wird, dass eine Toxikose besteht um so eher kann man das Muttertier retten. Wichtiger ist jedoch zu wissen, was man tunlichst vermeiden sollte während
der Trächtigkeit zu tun oder nicht zu tun.
http://www.rmz-von-der-burgfriedestrom.meeriwelt.de/m09_toxikose.html
Freundlicherweise hat die Meerizucht von der Burg Friedestrom bereits einen ganz tollen Artikel hier zu verfasst. Hier wird alles näher erläutert und erklärt!
In kurzen Stichworten, wie ich eine Toxikose erkenne:
-> Appetitverlust, Futterverweigerung
-> rapider Gewichtsverlust 50-200gr
-> Apathie, Bewegungsunlust
-> gesträubtes Fell, eingesunkene Augen/leerer Blick
-> erhöhte Atemfrequenz
-> ggf. Anzeichen von Schmerz, Quietschlaute
-> auf der selben Stelle hocken, mit Gesicht zur Wand, fernab von der Gruppe sitzend
-> fehlende Bewegung der Jungtiere in der Gebärmutter
-> Abort von Feten
Was kann ich tun um zu helfen?
In diesem Fall ist ein Gang zum TIERARZT ein sofortiger MUSS! In den meisten Fällen verläuft eine Toxikose tödlich, wenn sie zu spät erkannt
wurde.
Mit kurzen Stichworten, was bei einer Toxikose getan werden sollte:
!!!!TIERARZT AUFSUCHEN UND ZWAR UNVERZÜGLICH!!!!
-> Glucose 5% und Ringerlösung-Infusion
-> Calziumzufuhr (Calziumfrubiase oral oder Calziumkarbonat/Calziumgluconium Infusion)
-> Antibiotikum (z. B Marbocyl)
-> Schmerzmittel (Metacam oder Vetalgin (Novaminsulfon))
-> auf Homoöpatische Basis: Traumeel (gegen Schmerzen), Arnica (gegen Schmerzen) und Metrovetsan (Zurückbildung der Gebärmutter und Austreibung/Reinigung der Gebärmutter)
-> Vitamin B Komplex
-> Notfalls Päppeln!
=> Dies ist die häufigste Ursache weshalb Muttertiere und ungeborene Jungtiere versterben. Eines der Gründe, warum man einen "ich find sie ja so süß" Wurf vermeiden sollte!
Meerschweinchen sind Beutetiere, dass ist richtig. Ihre wilden Verwandten leben in Peru, das ist auch richtig. Sie leben in großen Sippen in Steppen, in kalten oder sehr warmen Regionen, in
grünen Landschaften, aber immer in gemischten Gruppen, das ist auch richtig. Kontrolliert da jemand, wann ein Meerschweinchen seinen ersten Wurf bekommt? Nein!
Sie bekommen also laufend Jungtiere, alle 10 Wochen können sie theoretisch neu befruchtet werden. Das ergibt so einige Würfe im Jahr. Was aber entscheidend ist, die Tiere dort bekommen regelmäßig
Nachwuchs, somit kann die Symphyse nicht verknöchern.
Was ist die Symphyse?
Es handelt sich hierbei um die Schambeinfuge auch genannt Symphyse. Es ist eine Verbundstelle zwischen Schambein und Sitzbeinen der rechten und linken Beckenhälfte. Während der Trächtigkeit,
besonders gegen Ende, wird diese Verbundstelle beeinflusst durch Hormone gelockert und dehnbar. Dies ist sehr wichtig, da sonst die Meerschweinchenbabies nicht durch das Becken passen und stecken
bleiben würden. Ca 5 Tage vor der Geburt fängt die Symphyse durch das Hormon Relaxin an sich zu lockern. Die Fuge ist dann ca 1,5 - 2 cm weit geöffnet.
Alles schön und gut, aber was hat das mit dem Alter des Tieres zu tun?
Die Sache hat einen Haken, einen sehr entscheidenden. Innerhalb des ersten Lebensjahres des weiblichen Tieres ist der Symphyse möglich sich zu lockern und zu dehnen. Diese Elastizität lässt nach
wenn es keinen Einfluss durch das Hormon gibt. Ist das Tier also Älter wie 1 Jahr, dann kann es passieren, dass sich die Beckenbänder und die Symphyse nicht weiten. Es kann passen, dass die
Babies nicht durch den Geburtskanal passen und möglicherweise stecken bleiben. Das kann sehr schnell zum Tod der Jungtiere und zum Tode des Muttertieres führen. Deshalb sollten Zuchttiere auch
nur maximal bis zum 3 Lebensjahr überhaupt Jungtiere bekommen. Wurfpausen sind wichtig und sollten stattfinden, aber der erste Wurf muss im ersten Jahr erfolgen, darüber hinaus auf gar keinen
Fall. Bei weiteren Würfen sollte eine Wurfpause von 5-6 Monaten nicht überschritten werden, da sich auch in diesem Fall die Bänder nur geringfügig dehnen können.
Auf diesem Röntgenbild ist meine ehemaligen Joy zu sehen. Wie man nicht sehr einfach erkennen kann, steckt ein Meerschweinchenbaby mit dem Schädel genau im Becken fest. Es konnte nur ein
Kaiserschnitt gemacht werden, aber sie und ihre Babies haben es nicht überlebt. Die Geburt war nur 2 Tage vor ausgerechneten Geburtstermin, aber durch die Sommerhitze wurde die Geburt in die Wege
geleitet.
Man kennt es von den Hunden und Katzen. Die Muttertiere und Vatertiere werden vorher auf bestimmte Erkrankungen vor untersucht, ggf. geröngt oder es werden Blutuntersuchungen gemacht. Bestimmte
Erkrankungen sollen ausgeschlossen werden, damit sie nicht weitergegeben werden.
Wie ist es bei einem Meerschweinchen?
Wie erkenne ich einen Herzfehler bei einem Meerschweinchen? Oder eine Fehlstellung der Zähne? Ich sowieso nicht, das kann nur der Tierarzt.
Aber warum mit einem solchen Tier dann einen Wurf produzieren? Lauter kranke Tiere, die dann Medikamente brauchen oder schlimmstenfalls dem Tod ins Auge blicken.
Es ist wichtig, nur Tiere zur Zucht einzusetzen, die augenscheinlich gesund sind. Da reicht nicht der Blick eines Laien auf das Tier:
Hat keinen Schnupfen, hat saubere, süße Kulleraugen, es hat einen frechen Charakter... aber Mama und Papa sind unbekannt.
Nein!
Treten bestimmte Erkrankungen auf in einer Linie, so werden diese Tiere aus der Zucht genommen. Bestimmte Herzfehler sind erblich bedingt, ebenso manche Arten von Zahnfehlstellungen. Bestimmte
Augenerkrankungen sind auch erblich, ebenso Hüftdeformationen. Solche Tiere gehören nicht in die Zucht und schon gar nicht sollte damit einmal ein Wurf "produziert" werden. Auch wenn mein
Tierarzt sich das Tier anschaut und durchcheckt, ich weiß bei einem Tier, wo die Elterntiere unbekannt sind, nicht, was davor vielleicht alles an Erkrankungen vorgekommen sind. Solche
Erkrankungen sind nicht zwangsweise durch Inzucht/Inzest bedingt.
Möglicherweise verläuft eine Trächtigkeit ohne besondere Vorkommnisse und das Muttertier hatte bis zum Tag der Geburt keine Probleme. Aber was ist, wenn ausgerechnet in der Geburtsphase etwas schief geht?!
Was ist ein Kaiserschnitt?
Ein Kaiserschnitt, Sectio Cesarea, ist ein operativer Eingriff am Tier um die ungeborenen Jungtiere, die aus welchen Grund auch immer, nicht auf natürlichen Wege auf die Welt gebracht werden können.
Es handelt sich hier um einen sehr großen Eingriff und kann je nachdem tödlich für das Muttertier enden und auch für die Babies. Aber warum wird so ein Eingriff denn getan?
Was sind die Gründe dafür?:
-> zu große Jungtiere, die nicht durch den Geburtskanal passen oder durch eine nicht geöffnete Symphyse
-> verkeilte Jungtiere (Steißlage, Füße zuerst, mit Rückenlage zum Ausgang etc)
-> keine Wehenaktivität auch durch Wehenverstärker nicht
-> Trächtigkeitstoxikose
Als Züchterin weiß ich auf welche Symptome ich achten muss oder was ich tun muss, wenn eine Geburt nicht voranschreitet. Wie erkenne ich es aber?
-> Wehen von längerer Dauer, Drücken ohne das ein Baby geboren wird
-> Auf die Seite legen des Muttertieres
-> Totgeburten
Je nach Art der Geburtskomplikation sind auch die Symptome unterschiedlich.
Warum sollte ohne Stammbaum nicht gezüchtet werden?
Der ein oder andere möchte sicherlich einfach mal einen Wurf haben. Warum Stammbäume da notwendig sind? Na ganz einfach! Ein richtig(ehrlich) geführter Stammbaum eines Tieres zeigt auf, welche Rasse und Farben dort vereint sind. Einige Rassen/Farben sollte nicht gekreuzt werden, nur wird man als Laie nicht erkennen können ob das Tier zufälligerweise ein Schimmel oder Dalmatiner ist.
Verpaarungen wie:
Schimmel x Schimmel
Dalmatiner x Dalmatiner
Schimmel x Dalmatiner
sind sogar aus Tierschutzgründen als Verpaarungen verboten! Unwissen schützt vor Strafe nicht. Solche Verpaarungen enden mit toten oder schwer behinderten Babies. Diese Tiere sind selten lebensfähig oder erreichen ein hohes Alter. Sie sind oft blind, taub, haben Behinderungen an den Gliedmaßen oder haben keine Zähne. Es gibt keine Trägertiere von Schimmel/Dalmatiner. Diese Tiere können aber durch eine schlechte Färbung auch wie ein einfarbiges Tier aussehen, es reicht ein Schimmel/Dalmatinerhaar, dass es ein echtes Schimmel/Dalmatiner ist.
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